Demobericht 13.märz


„Neither your beauty, nor your beast. Wider den patriarchalen Blick auf unsere Körper.“



Unter diesem Motto demonstrierten am 13.03.2010 ca. 120 Leute durch die Göttinger Innenstadt. Die Demo stand in der Tradition des internationalen Frauenkampftages. Sie forderte eine Gesellschaft, in der die Vielfalt unterschiedlicher Körper respektiert und gewertschätzt wird. Die herrschende Körpernorm von jung, fit, schlank, gesund, Weiß, eindeutig Mann oder Frau wurde als wesentlicher Bestandtteil eines menschenfeindlichen Gesellschaftssystems entlarvt. Den patriarchalen Blicken wurde ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes queer-feministisches Leben und Feiern entgegengesetzt.
Mit lautstarken Parolen, vielen Transparenten und nicht zuletzt den unzähligen Seifenblasen (Queer-Feminist_innen meinenŽs ernst: Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln:) wurde der Widerstand gegen Lookism, Sexismus, Homo-, und Transphobie, Rassismus und kapitalistische Verwertungslogik auf die Straße gebracht. Unterstützt wurden die Göttinger_innen von Genoss_innen aus Braunschweig, Hannover und Bremen.
Die kleine aber feine empowernde Demo war ein perfekter Auftakt für eine entspannte Soliküche und ein tolles Konzert mit Franzis Binder in Göttingens charmantem Jugendzentrum unsres Vertrauens.
Patriarchat, nimm die Beine in die Hand: Wir sind die Perversen. Wir sind dir auf den Fersen.

Demo am 13. März 2010

demo
Demoaufruf von FemKo ´n´ friends

„Neither your beauty, nor your beast“ – „Wider den patriarchalen Blick!“

Lebendig sein bedeutet vielfältig sein. Wir feiern diese Vielfalt, verkörpern sie und zeigen das auch in der Öffentlichkeit.
Wir entscheiden selbst, was wir mit unserem Körper tun oder lassen: Ob wir abtreiben oder nicht, oder ob wir uns die Beine rasieren, ob und wie wir uns schminken, ob wir eine Diät durchhalten wollen oder nicht, ob wir uns in Form bringen wollen, nur um unsere Arbeitskraft besser verkaufen zu können…
Wir sind im Rollstuhl unterwegs, hinken, tragen Brillen und benutzen Krücken. Und wir haben keine Lust, dass wir durch fehlende Fahrstühle, zu enge Gänge, Kopfsteinpflaster, etc. in unserer Bewegungsfreiheit behindert werden.
Wir sind angeblich zu fett, zu dürr, zu behaart, zu groß oder zu klein. Und wir sehen nicht ein, dass wir deswegen weniger begehrenswert sein sollen und die schlechteren Jobs abbekommen, mal ganz abgesehen von der Zumutung überhaupt lohnarbeiten zu müssen.
Wir entsprechen nicht der gesellschaftlichen Körpernorm von schlank, jung, fit, gesund, Weiß, eindeutig Mann oder Frau und heterosexuell.
Und das ist auch gut so.
Wir wehren uns gegen den patriarchalen Blick auf unsere Körper. Der hat viele Gesichter.
Er kommentiert oder belächelt unser Aussehen, er ist abfällig, mitleidig und aufdringlich. Er packt uns in Schubladen, die wir uns nicht aussuchen können, er verweigert uns Zugänge zu Jobs, Bildung, Wohnungen, Anerkennung, Liebe und Sex. Er erklärt uns für krank oder pervers. Manchmal kommt er sogar in der Form vermeintlicher Komplimente daher, à la „Du hast aber abgenommen“.
Er begegnet uns in den Kleidergrößen bei H&M, wenn uns keine einzige Hose passt, in der Drogerie, wo wir hautfarbene Pflaster kaufen und feststellen müssen, dass sie alle rosafarben sind, im Krankenhaus, wo wir erniedrigenden oder unnötigen Behandlungen und Diagnosen ausgesetzt werden, in den Medien, wo Menschen wie wir entweder gar nicht abgebildet sind oder als lächerliche Freaks auftauchen und im warenförmigen Kapitalismus, in dem wir gesund, fit, attraktiv, appetitlich und leistungsstark zu sein haben und in romantischen Zweierbeziehungen, in denen das Gleiche gilt.
Wir verweigern uns diesen menschen- und lebensfeindlichen Blicken: Wir sind weder eure Schönen noch eure Biester. Wir sind uns selbst genug.
Wir laden dazu ein, phantasievoll und lautstark für ein selbstbewusstes, angstfreies Leben zu demonstrieren.
Die Demo steht in der Tradition des Frauenkampftages am 8. März, dessen 100jährigen Geburtstag wir dort zusammen feiern wollen.
Ihr könnt uns auch bei der Demovorbereitung helfen. Wir sind an euren Erfahrungen, sich gegen patriarchale Blicke zu wehren, interessiert. Diese würden wir gerne als Ergänzung zu den Redebeiträgen während der Demo vorlesen. Falls euch also Episoden/Anekdoten/Ereignisse einfallen, in denen ihr dem Patriarchat ein kleines Schnippchen schlagen konntet oder es sich selbst ad absurdum geführt hat, schreibt es auf und schmeißt es entweder in den FemKo-Briefkasten im Buchladen oder schickt es an femo_demo@web.de
„Neither your beauty nor your beast. Wider den patriarchalen Blick“
Sa, 13.03.2010, Beginn: 13.00Uhr, Gänseliesl
Anschließend Soliküche im Juzi!

Mittwoch, 3.Juni : „Veranstaltungen und Räume antisexistisch planen“

BETTYBEATZ; Bremen

Auf Partys und Konzerten kommt es immer wieder zu sexualisierten Übergriffen. Oft ist die Atmosphäre so, dass sich Frauen oder Transmenschen nicht wohl fühlen, weil sie mit Sprüchen oder Anfeindungen zu rechnen haben. Zudem sind Frauen und Transmenschen auf der Bühne und im Musikgeschäft unterrepräsentiert, was sich auf den Charakter der Veranstaltungen entsprechend auswirkt. Wir haben die feministische Gruppe B.E.T.T.Y.B.E.A.T.Z aus Bremen eingeladen, die vor allem nicht-kommerzielle feministische Konzerte organisiert. Im Rahmen der Veranstaltung soll über den Umgang mit sexualisierter Gewalt und alternative Party- bzw. Konzert-Organisations-Konzepte diskutiert werden.

Freitag 29. Mai Veranstaltung MUJERES SIN FRONTERAS

(Frauen ohne Grenzen)
Ort/Zeit : Kabalè 18:00
Migrantinnen, insbesondere Migrantinnen ohne Papiere, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, sind mit Problematiken konfrontiert, die sich aus ihrer marginalisierten Position innerhalb der Gesellschaft ergeben.
Frauen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus haben beispielsweise kaum Möglichkeiten juristisch gegen Täter vorzugehen. In vielen Fällen stehen sie zudem in existentiellem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Täter, so dass sie nichts gegen ihn unternehmen können, ohne beispielsweise den Verlust ihres Arbeitsplatzes und damit einhergehend den Aufenthalt in Deutschland zu riskieren.
Die Gruppe MUJERES SIN FRONTERAS (Frauen ohne Grenzen) ist eine interkulturelle Frauenorganisation, die sich für die Rechte von Migrantinnen und Flüchtlingen aus Lateinamerika einsetzt. Durch die langjährige Beratungs- und Unterstützungsarbeit ist es der Gruppe möglich aufzuzeigen, von welchen
spezifischen Mechanismen Migrantinnen betroffen sind, welche Handlungsmöglichkeiten für sie bestehen und wie sie unterstützt werden können.

Dienstag 26.Mai Erzählcafe

Ort/Zeit: Kore e.V. Papendiek 24-26, 17.00 Uhr
Oft besteht das Gefühl, man müsse ganz von vorne beginnen, um dem sexistischen Alltag den Boden entziehen zu können. Doch wir waren alles andere als die ersten und bestimmt nicht die letzten, die sich dies zur Aufgabe machten.
Angelehnt an die Methode des Erzählcafés möchten wir an diesem Nachmittag einen generationsübergreifenden Rahmen schaffen, um uns über die Erfahrungen und Veränderungen rund um das Engagement und die Arbeit gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt auszutauschen. Eingeladen haben wir dazu Frauen aus Göttinger Projekten, Institutionen und dem selbstorganisierten Spektrum.
Lebensgeschichtliche Erzählungen und die Vielfalt von Erfahrungen sowie deren zeitgeschichtliche Kontextualisierung charakterisieren die Veranstaltung. Wir wollen uns auch der Herausforderung einer gegenwärtigen feministischen Bestandsaufnahme stellen und zukünftige Strategien und Entwicklungen diskutieren.

Mittwoch 20.Mai Film „Kaltes Land“

Ort/Zeit: Lumière Kino Geismar Landstr. 19, 19.00Uhr

„Kaltes Land“ hat einen authentischen Fall zur Grundlage: Die Protagonistin, eine von vielen Arbeiterinnen in einem Erzbergwerk, stellt sich in dieser Männerdomäne den sexuellen Belästigungen entgegen. Sie geht ihren widerständigen Weg weiter, als sie selbst je gedacht hätte, sie inspiriert zahllose andere Frauen, ihrem Beispiel zu folgen und schließlich kommt es in den USA zur ersten gerichtlichen Sammelklage aufgrund von sexueller Belästigung.
„In unserer Geschichte geht es um eine Grauzone im Umgang der Geschlechter, um die Gratwanderung zwischen Harmlosigkeiten und offensichtlichen Übergriffen. Was Josey und ihre Kolleginnen durchmachen, staut sich mit der Zeit an, und diesen Umstand beleuchten wir in unserem Film von allen Seiten. Das ist nicht einfach.“ [Regisseurin]

Kaltes Land

Freitag 24.April und Samstag 25.April – Wendo für Mädchen

In einer Gesellschaft die unter anderem patriarchal strukturiert ist, gehört übergriffiges Verhalten von Männern gegenüber Frauen, Lesben und Transmenschen zum Alltag. Durch blöde Sprüche und Witze, Kommentare über das Aussehen, Hinterherpfeifen oder ungewollten Körperkontakt werden die individuellen Grenzen oft übergangen und in der Regel gar nicht erst erfragt.

Wen Do ist ein speziell für Mädchen und Frauen entwickeltes Training zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Auf dem kürzesten Wege werden einfache aber effektive Methoden des Selbstschutzes erlernt. Ziel des Kurses ist die Entwicklung einer inneren Entschlossenheit, sich in Bedrohungssituationen zur Wehr zu setzen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln und die eigene Durchsetzungsfähigkeit zu stärken.
Kursinhalte: Techniken der körperlichen Selbstverteidigung, Bedeutung von Stimme und Körpersprache in der Selbstbehauptung, Übungen zur eigenen Kraft und inneren Stärke, bedrohliche Situationen sicherer einschätzen lernen, angemessene Reaktionsweisen bei verbalen oder körperlichen Grenzverletzungen entwickeln.
P.S. WenDo ist kein Kampfsport. Die Teilnahme an dem Kurs erfordert keinerlei „Sportlichkeit“!
Mädchen 13-16 Jahre
Dates : 24. April 15:00 – 18:30 // 25. April 10:30 – 16:00 Ort: Kore Papendiek 24-26
Frauen/Lesben/Trans*
Dates : 09.Mai 10:30 – 16:00 // 10.Mai 10:30- 14:00 Ort: Kore Papendiek 24-26
Für bessere Planbarkeit meldet Euch bitte an unter: femKo@web.de oder hier

Freitag 24. April – Medienprojekt Werkstatt Wuppertal „Sexualisierte Gewalt Nr. 2“

Film und Diskussion
Das Medienprojekt Wuppertal e.V. hat eine Kurzfilmreihe herausgebracht, in dem Schülerinnen ihre Erfahrungen, ihren individuellen Umgang und ihre Strategien mit alltäglichen, sexualisierten Gewaltverhältnissen schildern. Die Filme wurden von den Betroffen selbst produziert und umgesetzt.
Tatorte sind Schule, Disco, Restaurant, das eigene zu Hause. Die Täter: Mitschüler, Unbekannte, Freunde oder Familienmitglieder. Es ist die Alltäglichkeit von sexualisierter Gewalt, die diese jungen Frauen mit ihrem Film verdeutlichen, ja beinahe spürbar machen.
Stimmen zum Medienprojekt Wuppertal:
„Die Ergebnisse des Medienprojektes zeichnen sich vor allem durch professionelle und authentische Darstellung der Lebenswirklichkeit der jungen Menschen aus“
„Keine objektiven Filme zu einem Problem wollen die Macher des Medienprojektes produzieren, sondern subjektive Geschichten von Jugendlichen, die sich und ihre Umwelt beschreiben, von den Zuschauern als ehrlich erkannt werden und die dazu anregen, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.“
Wir werden einige Kurzfilme zeigen und im Anschluss daran den Raum zur Diskussion anbieten.

Freitag, 24. April, 19.00 Uhr
DGB-Haus, Obere Masch 10

Samstag 18.April – Workshop: ”Every tool is a weapon if you hold it right“

D.I.Y. – Comic –Workshop [K. Schmitz, Berlin]
Was die Musikerin Ani Di Franco mit diesem Zitat anregt, wollen wir in einem Do-it-yourself-Comic-Workshop umsetzen: Auch mit Stift und Papier lässt sich einiges bewirken!

Politik, Herrschafts- und Gesellschaftskritik sind von der Kunst untrennbar, sie durchdringen jeglichen kreativen Raum. Erlebtes aufs Papier bannen, Unrecht benennen und Utopien entwickeln – es darf auch Spaß machen! Zeichenkünste sind dafür weder Voraussetzung noch Hindernis.
Samstag 18.April 10.30- 17.00 Uhr
Kore e.V. Papendiek 24-26