Women in Exile – Flüchtlingsfrauen werden laut

„Gefahrenvolle Reisewege, herum geschoben durch ganz Europa, untergebracht in Sammelunterkünften oft weit weg von jeder Infrastruktur, Gutscheine, Arbeitsverbote, ein alltäglicher Kampf um ausreichende medizinische Versorgung, immer gegenwärtig die Angst vor Abschiebung… und Sexismus, wie ihn jede Frau erlebt noch dazu… wir Flüchtlingsfrauen haben allen Grund laut zu werden und ein menschenwürdiges Leben einzufordern.Wir laden alle Flüchtlingsfrauen ein, mit uns zusammen laut zu werden!“
So heißt es im Aufruf der feministischen Gruppe Women in Exile & Friends, die seit Mitte Juli im Rahmen eines Boot-Projekts auf Flüssen und Kanälen von Nürnberg nach Berlin unterwegs ist – auf Flößen. Dabei machen sie auf die Situation von geflüchteten Frauen und Kindern auf­merksam, sprechen mit Asylsuchenden über ihre Probleme, bringen ihre Forderungen in die Öffentlichkeit. Außerdem spielen sie abends als „Strom und Wasser feat. The Refugee Women“ Konzerte. einladen.

Bald ist die Tour der ’schwimmenden Demonstrant_innen‘ vorbei, also nutzt die Chance, wenn ihr könnt: die vorerst letzten Konzerte finden am 26.08. in Potsdam und am 27.08. im SO36 in Berlin statt.

Zum Hintergrund:
Women in Exile haben sich als Initiative 2002 in Brandenburg zusammengefunden, den Verein Women in Exile gibt es seit 2011, ebenso wie Women in Exile & Friends:
„Wir haben entschieden, uns als Flüchtlingsfrauengruppe zu organisieren, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass Flüchtlingsfrauen doppelt Opfer von Diskriminierung sind: Sie werden als Asylbewerberinnen* durch rassistische Gesetze ausgegrenzt und als Frauen* diskriminiert. Der Kampf dagegen wird von geschlechtergemischten Flüchtlingsselbstorganisationen unserer Erfahrung nach wenig mitgetragen, da diese häufig von Männern dominiert sind, die andere Themen als wichtiger ansehen.“ Women in Exile verstehen sich als eine der wenigen Schnittstellen zwischen Frauenbewegung und Flüchtlingsbewegung.

Naziaufmarsch? Läuft nicht!

Am 2. August wollen Neonazis wieder mal in Bad Nenndorf ihren braunen Auflauf veranstalten.
Warum das so nicht laufen wird? Hier der Aufruf des Bündnisses Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf:
Das Nenndorfer Wincklerbad soll den Neonazis auch 2014 wieder als Symbol ihres geschichtsverdrehenden Opfermythos dienen. Dort hatten die Alliierten ein Internierungslager eingerichtet. Bereits seit 2006 inszenieren Neonazis in Bad Nenndorf einen sogenannten „Trauermarsch“. Indem die Neonazis historische Zusammenhänge und Tatsachen leugnen oder aus dem Kontext reißen und deutsche Täter_innen zu Opfern erklären, relativieren sie den Nationalsozialismus. In ihren Redebeiträgen verbreiten sie nationalistische und völkische Hetze. Diese findet nicht nur verbal statt, sondern stellt eine reelle Gefahr für viele Menschen dar, die nicht in das menschenfeindliche Weltbild der Neonazis und ihrer Unterstützer_innen passen.
Nach den erfolgreichen Blockadeaktionen werden wir dem Naziaufmarsch dieses Jahr ein Ende setzen. Gemeinsam haben wir gezeigt, dass Massenblockaden auch in Bad Nenndorf möglich sind und den Naziaufmarsch effektiv verhindern können. Erstmals haben hunderte Menschen die Aufmarschstrecke der Nazis blockiert und die symbolträchtige Abschlusskundgebung der Neonazis verhindert – das war großartig!
Wir werden an den Erfolg der letzten Jahre anknüpfen und mit Menschen aus verschiedenen Städten und Dörfern den Naziaufmarsch in Bad Nenndorf blockieren. Von unseren Aktionen des Zivilen Ungehorsams wird dabei keine Eskalation ausgehen. Wir sind solidarisch mit allen, die das Ziel teilen, den Aufmarsch zu verhindern.
Folgt uns bei facebook und twitter. Bleibt auf dem Laufenden.
Kommt am 2. August 2014 nach Bad Nenndorf und bringt viele Menschen mit.
*** Abfahrt-Treffen ist am Samstag den 2.8. dann um 7.00h früh am Gleis! ***
Verhindert mit uns den Naziaufmarsch! ♥ 2 block

Mehr Infos gibt es bei der Mobilisierungsveranstaltung im Ver.di-Haus (Groner-Tor-Straße 32) am Montag, 21. Juli, um 20h.
Bis dahin!

Bad Nenndorf_ love 2 block!

Lampedusa ist überall – Wilkommen in Göttingen!

In Göttingen gibt es ein Lampedusa-Bündnis, bestehend aus AK Asyl, die Hochschulgruppe von amnesty international, arap, Grüne Jugend, Integrationsrat, Migrationszentrum, verdi und Einzelpersonen. Seit dem 10. Juni und noch bis zum 24. Juli läuft eine Veranstaltungsreihe des Bündnisses. Der Anlass:
„Bilder von Booten voller Menschen und Leichensäcken dicht an dicht erreichten uns im letzten Jahr vom Mittelmeer. Allein im Oktober 2013 ertranken vor Lampedusa vierhundert Bootsflüchtlinge. Über 18 000 Todesfälle an den europäischen Außengrenzen dokumentiert die Organisation Fortress Europe für die vergangenen zwei Jahrzehnte, die meisten im Mittelmeer.
Hinter jeder dieser Zahlen steht ein Mensch, der auf dem Weg nach Europa sein Leben verloren hat. Bislang gibt es keine offizielle politische Reaktion auf die Tragödien, die ernsthaft weitere Tote verhindert und die Abschottungspolitik beendet. Im Gegenteil: Die Aufrüstung der EU-Außengrenzen wird weiter vorangetrieben, verkauft als humanitäre Lösung.
Wir sagen: Diese todbringende Politik an den Grenzen Europas ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Nachfolgende Generationen werden darauf schauen und vielleicht die alte Frage stellen: Warum habt ihr nichts dagegen unternommen?
Menschen werden sich immer auf den Weg machen. Hunderte haben es im März geschafft, die Zäune der EU-Exklaven Ceuta und Melilla zu überwinden. In verschiedenen Städten Deutschlands hungern, protestieren, demonstrieren Migrant*innen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik. Lassen wir uns inspirieren von ihrem Mut und ihrem kreativen Protest.
Der Abschottung Europas an den Grenzen und in den Köpfen setzen wir ein NEIN entgegen. Und ein JA: zu gelebten Nachbarschaften mit den Menschen, die auf der Suche nach einer sicheren Lebensperspektive und einer besseren Zukunft in unserer Stadt angekommen sind. Wir wollen mit ihnen in lebendigen Kommunen leben.
Flüchtlinge, Geflüchtete, Migrant*innen – willkommen in Göttingen!“

Nächste Veranstaltungen sind:
Boat people projekt “Nach dem Frühling – Fluchtpunkt Göttingen” im Cheltenham House, Friedrichstr. 1 um 19:30 (auch am 06., 19., 20., und 21.07.)
Das Göttinger Freie Theater boat people projekt zeigt ein besonderes Programm, das in der Auseinandersetzung mit Menschen entstanden ist, die aus verschiedenen Generationen und Kulturen stammen, aber eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind oder waren Flüchtlinge. Menschen, die im zweiten Weltkrieg aus anderen Teilen Deutschlands nach Göttingen geflohen sind, Heimatvertriebene, die hier angesiedelt wurden, DDR-Flüchtlinge, die vor allem aus dem nah gelegenen Eichsfeld stammen, und heutige Flüchtlinge u.a. aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Äthiopien oder Kosovo stehen im Zentrum und auf der Bühne. (s.a.:http://boatpeopleprojekt.de/home.html)
08.07. Helmut Dietrich: “Das Mittelmeer: Schrecken und Solidarität“ im Holbornschen Haus, Rote Str. 34 um 19:30
Seit Einführung der Visapflicht für alle südlichen Mittelmeeranrainerstaaten 1990/91 wurde das Mittelmeer zum größten Friedhof Westeuropas seit der Nachkriegszeit. Nach der “Arabellion” gab es einen zweiten Höhepunkt in der Zahl toter Bootsflüchtlinge. Aber das Mittelmeer war auch immer Raum der Solidarität durch die lokale Bevölkerung und durch grenzüberspannende Initiativen. Der Sozialforscher Helmut Dietrich beleuchtet außerdem die Folgen der Aufstände in den arabischen Staaten der Mittelmeerregion, wo er mehrere Jahre gelebt hat.
15.07. Vassilis Tsianos: “Autonomie der Migration. Den Blick für die Kraft der Migration schärfen, ohne ihn vom Ertrunkenen, Geschundenen und Gestrandeten zu nehmen – geht das?“ bei verdi, Groner-Tor-Str. 32 um 19:30
Vassilis Tsianos gehörte zur Gruppe „Kanak Attak“, die die Denkfigur der ‘Autonomie der Migration’ Anfang der Nuller-Jahre früh rezipiert hat. Darin heißt es: „die frohe Botschaft der ‘Autonomie der Migration’ will den Blick dafür schärfen, in der Migration primär die Projekte der Migration zu sehen, d.h. darin gesellschaftliche grenzüberschreitende Mobilität und ihre Kämpfe, also die Kämpfe der Mobilität zu sehen.“
20.07. Lampedusa 3. Oktober 2013 – szenische Lesung mit Musik im Lumiere, Geismar Landstr. 19 um 16:00
Eine szenische Lesung präsentiert von der Arbeitsgruppe “Unser Herz schlägt auf Lampedusa” aus Hannover mit Musik von Francesco Impastato. Der Autor Antonio Umberto Ricco hat aus Zeug*innenaussagen und dokumentarischen Materialien einen berührenden Text entwickelt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Flüchtlingsbootkatastrophe eröffnet und besonders die Einwohner*innen von Lampedusa eindringlich zu Wort kommen lässt.
24.07. Marion, kmii Hanau: “Lampedusa in Hanau – aus Erfahrung wird Wissen wird Handeln”im Apex, Burgstr. 46 um 19:30
Im Februar 2014 gründete ‘kein mensch ist ilegal Hanau’ zusammen mit über Lampedusa geflüchteten Menschen die Initiative „Lampedusa in Hanau“. Damit protestieren sie gegen drohende Abschiebungen und organisierten sich gegen die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik. Wir wollen an diesem Abend zum einen von ihrem Erfahrungen hören, die sie mit der europäischen Grenzpolitik gemacht haben, aber auch von ihrem Versuch eine Kampagne praktisch werden zu lassen. Denn in dieser letzten Veranstaltung unserer ersten kleinen Reihe wollen wir den Blick nach vorne wagen: wir sind schließlich mehr als eine alternative VHS.
Übersichtsflyer gibt es hier

Queer & antifaschistisch & antirassistisch gegen den „Eichsfeldtag“ der NPD!


Am 17.5. ist es wie­der so weit: zum vier­ten Mal in Folge fin­det der “Eichs­feld­tag” in Lei­ne­fel­de statt. Dies­mal lau­tet das Motto: „Na­tio­na­le Po­li­tik in die Par­la­men­te!“. Die Pro­tes­te gegen das Na­zi­fest sol­len die­ses Jahr auf brei­te­re Füße ge­stellt wer­den: Zum einen möch­ten wir als wei­te­res Thema die Si­tua­ti­on der Ge­flüch­te­ten im Land­kreis Eichs­feld kri­ti­sie­ren, ins­be­son­de­re die Ver­hält­nis­se um das Flücht­lings­heim Brei­ten­wor­bis. Zum An­de­ren ist der 17.​05. aus­ge­rech­net der Tag gegen Homo- und Trans*pho­bie, wes­we­gen wir zu einem Queer­block auf­ru­fen.
Eichs­feld­tag
Die Ver­bin­dung aus Rechts­rock­kon­zert und Na­zi­pro­pa­gan­da zeich­net sich durch die „braun-​​bun­te Mi­schung“ aus. An­ders als bei an­de­ren Ver­an­stal­tun­gen der NPD be­steht das Pu­bli­kum hier nicht nur aus ge­fes­tig­ten Par­tei-​Mit­glie­dern und Ka­me­rad­schafts­fa­schos. Die hier an­ge­spro­che­ne Ziel­grup­pe ist eher eine Me­lan­ge aus Ju­gend­li­chen, jun­gen Fa­mi­li­en, frus­trier­ten Bür­ger*innen und von ras­sis­ti­schen Res­sen­ti­ments ge­präg­ten Op­fern ihrer selbst. Damit knüpft die NPD an ihre bis­he­ri­ge Stra­te­gie, „die Städ­te vom Land aus zu er­obern“, an. Be­son­ders in länd­li­chen und struk­tur­schwa­chen Ge­bie­ten stellt sie sich als „ein­zi­ge Par­tei, die sich für die Re­gi­on in­ter­es­siert“ und sich für diese ein­setzt, dar. Als frech und re­bel­lisch, aber auch fa­mi­li­en­freund­lich soll der Eichs­feld­tag der NPD ver­kauft wer­den, um dem Pu­bli­kum eine „echte Al­ter­na­ti­ve“ zum lang­wei­li­gen All­tag bie­ten zu kön­nen. Bei Hei­ses Ver­an­sta­ltung soll es näm­lich nicht nur um die Un­ter­hal­tung des „All­tags­na­zis“ gehen. Sie ist ein In­stru­ment, um den rech­ten Kon­sens des Na­tio­na­lis­mus und Ras­sis­mus in die Ge­sell­schaft zu tra­gen. Mit In­for­ma­ti­ons­stän­den zu ver­schie­de­nen rech­ten Kam­pa­gnen und Or­ga­ni­sa­tio­nen könn­te mensch sich ein ei­ge­nes Bild ma­chen. Bür­ger­nah und mit der Be­die­nung völ­ki­scher Ideo­lo­gie soll und wird die ras­sis­ti­sche, na­tio­na­le Mitte der Ge­sell­schaft an­ge­spro­chen. Durch die lo­ka­le Ar­beit wer­den schnel­ler Kon­tak­te ge­knüpft, es wird sich zu Dorf­fes­ten oder im Sport­ver­ein en­ga­giert und somit Ak­zep­tanz für die „net­ten Rech­ten von Ne­ben­an“ ge­schaf­fen. Be­son­ders Ju­gend­li­che sol­len für die rech­te Szene ge­won­nen wer­den.
No Hei­mat – No Heise
Or­ga­ni­sa­tor des „Na­tio­na­len Kund­ge­bungs­ta­ges“ ist der NPD-​Eichs­feld Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­te Thors­ten „Totti“ Heise. Der in sei­ner „Wahl­hei­mat“ Fret­tero­de an­ge­sie­del­te, gut an­ge­se­he­ne Herr, ver­treibt eine ganze Pa­let­te an rech­ter Pro­pa­gan­da, Musik, Kla­mot­ten und sogar Waf­fen. Auch die NPD Schul­hof-​CD ist auf sei­nem Mist ge­wach­sen. Er kann durch­aus als Bin­de­glied zwi­schen Frei­en Kräf­ten und NPD be­zeich­net wer­den. Ihm wird au­ßer­dem vor­ge­wor­fen, „NSU“-Ver­bin­dungs­mann zu sein. Er fiel in der Ver­gan­gen­heit unter an­de­rem mit An­grif­fen auf das Ju­gend­zen­trum „Juzi“ in Göt­tin­gen, Kör­per­ver­let­zung, Nö­ti­gung, Land­frie­dens­bruch und dem Ver­such, einen Men­schen mit dem Auto zu über­fah­ren, auf.
Re­fu­gees Wel­co­me
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Refugee Protestcamp in Göttingen

Ab Freitag, den 4. April 2014 um 13 Uhr wird auf dem Jakobikirchhof in Göttingen ein Protestzelt für ein Bleiberecht für alle stehen. Die Solidaritätsdemonstration ist für Freitag um 17 Uhr geplant.
Refugee Protestcamp in Göttingen
Die Veranstalter*innen rufen auf auf mehreren Sprachen auf iherer Homepage auf sich solidarisch zu den Forderungen der Protestierenden zu zeigen:

Dear citizens!
We refugees from Göttingen and surroundings have decided to establish a protest camp at the Jacobi Church Square, starting on Friday 4 April 2014 at 1 p.m., as an initial point to make our protest public. At the same day we’ll demonstrate from 5 p.m. together with supporters for a right of residence and for equal rights – we’ll start in front of the church Jacobi and then move through the city center.
We are refugees from different countries, living in Göttingen and surroundings. The reason for our protest are the degrading and bullying living conditions which we are exposed to day-to-day, and the never ending fear of being deported. The racist legislation in Germany enables all this.
Which are the problems of us refugees?
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Immer wieder schön: Diskussionen zu Militanz und Feminismus

In der GöDru Nr. 720 zum 1. März 2013 gab es einen Beitrag zu Militanz und Feminismus, an den wir mit unseren Überlegungen anknüpfen wollen.11 Anlass für den Artikel bot eine Situation auf der 8. März-Demo 2012, bei der Demoteilnehmer*innen den schwarzen Block als mackrig kritisiert haben. Anhand dieser Situation wird von den Autor*innen des Artikels darauf geschlossen, dass Militanz seitens Göttinger Feminist*innen generell abgelehnt werde. Dies wird mit einem „queeren Habitus“ der feministischen Szene in Göttingen in Verbindung gebracht. Im weiteren Verlauf wird darauf hingearbeitet, Militanz als emanzipatorischen Akt für Frauen* zu vermitteln, wobei auf die Gefahr hingewiesen wird, Militanz auf einen Habitus oder bestimmte Style-Codes zu reduzieren. Ebenso wird der Zusammenhang von Militanz und Männlichkeit diskutiert. Letztlich kommen die Autor*innen des Artikels zu dem Schluss, dass eine Aneignung von Militanz durch Frauen* als Befreiungsakt und Kampfansage an sexualisierte Gewalt politisch notwendig sei.
Wir wollen im Folgenden einige Aspekte herausgreifen und aus unserer queerfeministischen Perspektive kommentieren. Teilweise zitieren wir dabei Stellen aus dem Text der A.L.I., um nachvollziehbar zu machen, worauf wir unsere Überlegungen stützen. Diese werden wir mit dem Anlass des Artikels und dessen Wahrnehmung und den daraus resultierenden Schlussfolgerungen über eine Göttinger feministische Szene beginnen. Es folgen Überlegungen zum Militanzbegriff sowie Fragen nach Zusammenhang und Bedeutung von politischer Haltung und einem bestimmten (militanten) Auftreten. Wir verfolgen außerdem die Diskussion, inwieweit Militanz als emanzipatorischer Akt für Frauen* gewertet werden kann und wie eine (queer)feministische Aneignung aussehen könnte oder eben nicht. Am Ende wollen wir einen kurzen Ausblick geben, was wir für eine Diskussion über Militanz und Feminismus hilfreich und notwendig finden.
queer- vs. differenzfeminismus & macker-militanz
Anhand der genannten Situation auf der 8. März-Demo 2012 wird von den Autor*innen eine Verallgemeinerung und Bewertung ‚der‘ feministischen Szene in Göttingen vorgenommen. Ihr wird sowohl eine Fokussierung auf einen „queeren Habitus“ in der Praxis als auch eine differenzfeministische Haltung unterstellt, die Militanz mit Mackertum/Männlichkeit gleichsetze. Differenzfeministisch werde Militanz daher pauschal abgelehnt, wobei denjenigen Frauen* eine feministische Position abgesprochen werde, die militant auftreten.1
Uns irritiert, wie aus einer Situation, an der nur eine handvoll Leute beteiligt waren, eine feministische Szene gebaut wird, der zugleich eine bestimmte Haltung unterstellt wird. Und uns stellt sich die Frage, wozu eine solche Argumentation dient. Darauf kommen wir später nochmal zurück.
Dieser Szene zugleich einen queeren Habitus zu attestieren und eine differenzfeministische Haltung zuzuschreiben, macht ohne weitere Differenzierung keinen Sinn. Die beiden Aspekte queer (z.B. Kritik an Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexismus) und Differenzfeminismus (z.B. Kampf für Frauenräume) lassen sich in der queerfeministischen politischen Praxis miteinander verbinden (z.B. Kampf für FrauenLesbenTransInter*-Räume). Gleichzeitig können die theoretischen Grundlagen und die Praxis im Widerspruch stehen.
Unklar ist uns, was die Autor*innen unter dem „queeren Habitus“ eigentlich verstehen; noch unklarer ist uns, inwiefern dieser für eine generelle Ablehnung von Militanz (mit)verantwortlich sein soll. Das finden wir umso problematischer, weil queer für uns ein politischer Begriff ist und wir selbst davon genervt sind, dass er häufig kontextlos in den Raum geschmissen wird, irgendwie auf einen (unpolitschen) Lebensstil reduziert oder abgewertet wird.
Worauf wir aber eingehen können, ist die Unterstellung des Differenzfeminismus, der laut A.L.I. die Grundlage von Kritik an Mackertum in der Linken darstellt. Mit einer solchen Kritik werden aber aus unserer Perspektive nicht ‚biologische‘ Männer oder vermeintlich wesenhafte, unveränderliche männliche Eigenschaften abgelehnt (also klassisch differenzfeministisch). Die Kritik richtet sich gegen patriarchale Dynamiken, Strategien, Verhaltensweisen, die uns in linken Räumen zu schaffen machen.
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Her mit dem ganzen Leben – Auf zum Frauen*kampftag 2014!!!


Her mit dem ganzen Leben – Fight for Feminism!
Mit dieser Forderung gehen am internationalen Frauen*kampftag verschiedene Gruppen, Institutionen und Einzelpersonen in Göttingen auf die Straße, um gemeinsam für ein selbstbestimmtes Leben und gegen die alltägliche Gewalt an Frauen*, Lesben und Trans* einzustehen. Nach wie vor werden in unserer Gesellschaft Frauen*, Lesben und Trans* in vielerlei Hinsicht benachteiligt und Männer* privilegiert. Die zweigeschlechtliche Ordnung macht sich in allen Lebensbereichen bemerkbar: Sie verteilt Macht, Geld und Anerkennung höchst ungleich. Sie legt uns nahe, dass und wie wir uns ausschließlich als „Männer“ oder „Frauen“ wahrnehmen sollen, wie wir denken und fühlen sollen, wen und wie wir lieben sollen, was wir zu tun und zu lassen haben und eben auch, was uns zusteht oder auch nicht.
Keine Zeit keine Zeit keine Zeit, hören wir immer wieder – Super-busy-Sein ist heutzutage schon fast ein Muss.
Unser Alltag ist von morgens bis abends durchstrukturiert: Schule, Ausbildung, Freizeit, Familie, Freund*innen oder Job – wenn man eine_n hat – müssen in Einklang gebracht werden. Die sogenannte Lohnarbeit, die immer noch hauptsächlich männlich dominiert wird, bestimmt trotz mehr als hundert Jahre langen Kämpfen für kürzere Arbeitszeiten immer noch das Leben vieler. In kapitalistisch organisierten Gesellschaften gilt Lohnarbeit als das einzige Mittel, sowohl für die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse zu sorgen, als auch um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, Anerkennung zu bekommen und Rechte zu erhalten.
Beim Wettbewerb um möglichst existenzsichernde Arbeitsplätze werden aber bereits viele Menschen ausgeschlossen und benachteiligt, indem ihnen Zugänge verwehrt oder erschwert werden. Eine Rolle spielt deshalb nicht nur die gesamtgesellschaftliche Benachteiligung von Frauen*, Lesben, Trans*, sondern auch, welchen Pass ich besitze, woher ich komme, wie gesund ich bin uvm.
Caring for…Patriarchy?
In dem ganzen Konkurrenzzirkus werden außerdem weitere zum Leben wichtige Dinge abgespalten, die sich nicht daran messen, wie total kompetent, flexibel, dynamisch und gutaussehend wir im Job sein sollen. Dazu zählen (Für-)Sorge-, Haus- und Beziehungsarbeit und vieles mehr. Diese unsichtbare, meist unbezahlte und nicht anerkannte Arbeit wird in der BRD nach wie vor hauptsächlich von Frauen* geleistet. Das ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass Arbeitskraft weiterhin zur Verfügung gestellt werden kann. Beide Bereiche, Lohn-und (Für-) Sorgearbeit, sind grundsätzlich aufeinander angewiesen. Damit basiert die gesamte Organisation gesellschaftlich notwendiger Arbeit auf einem vergeschlechtlichen, patriarchalen Verhältnis. Sichtbar wird dieses auch darin, dass in Berufen, in denen der Frauen*anteil am Höchsten ist, die meisten Arbeitsplätze unsicher und schlechter bezahlt sind. Besserverdienende Frauen* mit guten Jobs wiederum können die Haus- und (Für-)Sorgearbeit als schlecht bezahlte an Menschen abgeben, die auf dem Arbeitsmarkt schlechtere Chancen haben. Dazu zählen vor allem Migrant*innen und Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen. Denn wie gut ich an der Gesellschaft teilhaben kann, ist abhängig davon, ob ich weiß-deutsch, mit Pass, heterosexuell, körperlich unversehrt, (bildungs-)bürgerlich bin und damit der gesellschaftlich vorgegebenen Norm entspreche.
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Freiheit ist nicht wählbar!


Für Samstag den 21. September, einen Tag vor der Bundestagswahl, ruft die Gruppe ‚Freiheit ist nicht wählbar‘ zu einer Kundgebung am Jacobikirchof um 12 Uhr auf um ein sicht- und hörbares politisches Zeichen abseits der Wahl zu setzen:

Freiheit ist nicht wählbar !
Gegen Krieg, Rassismus und Krisenpolitik
für eine solidarische Gesellschaft statt Rassismus und Spaltung
Kundgebung | 21. September | 12 Uhr | beim Jakobikirchhof

Für Samstag, den 21. September 2013, einen Tag vor den Bundestagswahlen, rufen wir zu einer Kundgebung gegen Krieg, Rassismus, Ausbeutung und Krisenpolitik auf.
An dem Tag wollen wir den weiter zunehmenden sozialen Angriffen auf unsere Lebensbedingungen Widerstand entgegensetzen und der Forderung nach einer solidarischen Gesellschaft Nachdruck verleihen.
Nur ein Kreuz auf dem Wahlzettel wird an den herrschenden Strukturen nicht viel ändern. Vielmehr kann ein Kreuz auch als Legitimation der Regierung und aktuellen Politik verstanden werden.
Die Politik seit der Entstehung der BRD, egal ob Rot, Schwarz, Gelb, Grün, Kohl oder
Schröder lässt sich in wenigen Worten zsammenfassen:
weltweite Kriegseinsätze, Militarisierung der Gesellschaft, massiver Sozialabbau, Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, wachsende Zahl an Zeitarbeiter_innen, geheimdienstliche und polizeiliche Aufrüstung, Verschärfung der rassistischen Ausländergesetze und Abschiebepolitik, vertraglich gesichertes Fortbestehen der Atomkraft. Parallel dazu rüstet der Staat im Inneren durch die Ausweitung polizeilicher Maßnahmen, Überwachung von Telefon und Internet und vieles andere weiter auf.
Zur Wahl steht lediglich das Personal, das den staatlichen Herrschaftsapparat verwalten und gute Rahmenbedingungen für Konkurenz und Ausbeutung, Krieg und Profite schaffen will. Ein staatlicher Apparat, dessen Kanzler_innen beim TV Duell noch immer das selbst verursachte soziale Elend verteidigen.
Der Ausgrenzung, der Repression und dem Sozialabbau setzen wir die Forderung nach einer solidarischen Gesellschaft entgegen.
Besonders dringend ist momentan die Solidarität mit den Refugee Protestcamps, die ständig von Polizei und Nazis angegriffen werden und somit von der Straße weggejagt und eingeschüchtert werden sollen.
Seit dem 3. September halten 55 Geflüchtete das münchener DGBHaus besetzt. Sie
protestieren gegen die menschenunwürdigen Bedingungen der Asylpolitik der BRD und fordern unter anderem die Abschaffung von Essenspaketen, der Residenzpflicht und von Arbeitsverboten.
Widerstand und Solidarität ist unsere AGENDA. Es gibt für uns keine andere WAHL.

    „In Erwägung, daß wir der Regierung
    Was sie immer auch verspricht, nicht traun
    Haben wir beschlossen, unter eigner Führung
    Uns nunmehr ein gutes Leben aufzubaun.“
    (Bertolt Brecht)

Deshalb sind wir pünktlich.

Mitmachen >> Anpacken >> Aktiv werden gegen Nazis und Rassisten!

heißt es in dem Aufruf der Kampagne „Alles muss man selber machen!„. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, mit möglichst vielen Menschen während des Bundestagswahlkampfs rechte Propaganda aus dem Göttinger Stadtbild zu entfernen und da einzugreifen, wo Nazis und Rassisten versuchen öffentlich aufzutreten:

Alles muss man selber machen! Kein Raum für rechte Propaganda!

Auf dem Flyer heißt es:

Am 22. September 2013 ist wieder Bundestagswahl. Während des Wahlkampfes versuchen rechte Parteien wie NPD, die Freiheit und die sog. „Alternative für Deutschland“ auch in und um Göttingen ihre rassistische, antisemitische und islamfeindliche Propaganda zu verteilen. Dem wollen wir uns gemeinsam und entschlossen entgegenstellen.
Als Kampagne „Alles muss man selber machen“ haben wir uns zum Ziel gesetzt, rechte Propaganda aus dem Stadtbild zu entfernen und diese durch einen sichtbaren antifaschistischen Ausdruck zu ersetzen. Wenn du dich beteiligen möchtest, ist dies nicht schwer. Informiere dich einfach auf www.selbermachen.noblogs.org und hol dir die notwendigen Infos und Materialien die du und deine FreundInnen brauchen, um aktiv zu werden. Schließt euch zusammen und passt aufeinander auf. Nur gemeinsam können wir es schaffen. Continue reading Mitmachen >> Anpacken >> Aktiv werden gegen Nazis und Rassisten!