nach der queerfeministischen „it hits you like a boomerang – gegen alltäglichen sexismus“ – demonstration zum 8. märz 2012 gab es viele kritische reaktionen, zuletzt in der gödru nr. 712 im juli 2012 mit dem artikel „it hits you like a boomerang“ von der ag feministische gesellschaftskritik. wir haben uns entschlossen, pünktlich zum frauenkampftag 2013 nochmal ein paar dinge, die uns wichtig erscheinen, loszuwerden.
wir haben uns gefragt, weshalb argumentative und inhaltliche unzulänglichkeiten in einem demo-aufruf gerade bei einer (queer)feministischen demonstration thematisiert werden – als ob da „immer alles drin stehen“ könnte und müsste.
in dem besagten gödru-artikel als auch bei monstersofgoettingen wird am demoaufruf und an feministischen interventionen allgemein kritik geübt, wobei der demo-aufruf zum anlass für eine sprachlich sehr ausschließende akademische diskussion über angeblich in queer-feministischer politik fehlende zusammenhänge von linksradikaler kapitalismuskritik und anti-rassismus genommen wird. dabei wird auf konkrete beispiele aus dem demo-aufruf ebenso verzichtet wie auf eine bezugnahme auf die tatsächlichen inhalte, die redebeiträge der demo. das lässt die geübte kritik diffus und willkürlich erscheinen und eröffnet aus unserer sicht nicht genügend raum für eine solidarisch-kritische auseinandersetzung zu feministischer/antisexistischer theorie und praxis.
uns verwundert die unterstellung, der „göttinger feminismus“ würde ausschließlich identitäts-politik betreiben, denn so gut wie alle demokonzepte sind auf identitätspolitische strategien angewiesen, um öffentliche aufmerksamkeit zu erlangen. uns irritiert, dass dies ausgerechnet bei einer feministischen demo kritisiert wird und nicht etwa bei jeder anderen demo auch.
was ist denn so schlimm daran, sich aus einer von sexismus, homo-, bi- und transphobie betrof-fenen identitätsposition heraus die straße zurück erkämpfen zu wollen?! neben der nicht wert-schätzenden art des artikels sprechen die verfasser_innen den aktivist_innen ab, zu wissen, weshalb sie sich wofür und wogegen wie einsetzen, als hätten sie keinen plan davon:
jahr(zehnt)e (queer)feministischer interventionen in und um göttingen bleiben damit unerwähnt, schlichtweg unsichtbar. genau einige dieser kämpfe und ihre kämpfer_innen – ob organisiert oder nicht – wollen wir im zuge des 8. märz 2013 aber nochmal würdigen.
ein riesiges * D A N K E * aaaaaan:
alle basteltalente, die die göttinger straßen mit stencils und bildern gegen patriarchat und anderen mist vollpflastern, sticker verkleben, buttons herstellen und verschenken
das café kabale für den frauenlesbentrans*-dienstag-abend
alle leute, die sich für antisexistische securitykonzepte und ansprechschichten auf veranstaltungen, parties etc. stark machen, die für die definitionsmacht von betroffenen sexualisierter gewalt fighten, sich gegen sexistische übergriffe auf der straße, beim job, zuhause, in der schule, jugendgruppe, gegen sexistische fußballclubs bei facebook, auf dem rasen, an der uni und anderswo wehren und zusammenschließen;
das nicht mehr bestehende genderreferat des asta, das wieder einmal nun einem anderen referat untergeordnet wurde
das ehemalige autonome frauenlesbenzentrum in der düsteren straße
das team des frauennotrufs und das team des frauenhauses göttingen, die sich sei jahrzehnten für betroffene häuslicher und / oder sexualisierter gewalt einsetzen,
die lesbischwulen kulturtage
linksmasche
das orga-team des frauenlesbentrans*-café im juzi, dass es seit gut 2 jahren monatlich gibt,
das ehemalige lesbentelefon-göttingen,
unterstützer_innen-kreise für betroffene sexualisierter gewalt, die sich den arsch aufreißen, um (linke) räume für gewaltbetroffene offen zu halten
die fantifa
den ak gender
die leute, die seit 2007 das antifee-festival auf die beine stellen, sich tage und nächte treffen um die ohren schlagen und ein zeichen gegen sexismus und nationalismus und für ein selbstbestimmtes leben setzen,
alle leute, die (queer)feministisch-emanziptatorische veranstaltungen planen, machen, texte schreiben und diskussionen anregen
das fem.stars-bündnis, das u.a. ein riesenobertolles lokales femo-geschichtsbuch herausgegeben hat
alle leute, die feministische demoparolen sammeln und für andere zur demo mitbringen,
die „stolze huren“- regenschirme als zeichen der solidarität mit sexarbeiter_innen aufspannen;
die mackergehabe auf der straße konfrontieren und bei homophoben scheißsprüchen nicht wegschauen;
die wendo-gruppen gründen und selbstverteidigungs-skills an andere flt* weitergeben;
alle, die demos gegen herrschende schönheitsideale veranstalten, den lauti schieben, übersetzen, zuhören,
tüfteln, transportieren, geld spenden, für andere gekocht, applaudiert, gejohlt, kritik geäußert haben….
bestimmt haben wir nicht alle aufgezählt. wem wollt ihr noch danken?
hier ist der platz _____________________________
*….macht weiter so! *solidarische grüße von femko