8. März! 8. März! 8. März!

Ganz viel los am 8. März und vor allem tolle F*L*T*-Aktionen:)!
Plakat 8. März 2013
8.März 2013: Es ist Zeit, …
… dass alle gleichermaßen ein Recht auf existenzsichernde Erwerbsarbeit und
berufliches Fortkommen haben und einlösen können!
… die Produktion von Gütern an Bedürfnissen der Menschen auszurichten-
nicht an Profit!
… gesellschaftlichen Reichtum allen zur Verfügung zu stellen, damit alle
ein gutes Leben haben!
… die gesellschaftliche Arbeitsteilung grundlegend neu zu gestalten: alle
haben sich an Haus – und Sorgearbeiten zu beteiligen!
… die gewaltförmigen Verhältnisse zu beenden, die uns alltäglich als
Frauen* und Männer* unterschiedliche Plätze in einer hierarchischen Ordnung
zuweisen!
… dass Menschen unabhängig von ihrer Herkunft an der Gesellschaft teilhaben
können!
… die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu beenden!
Das diesjährige Aktionsbündis zum Internationalen Frauentag 8.März ruft
euch dazu auf, sich an den vielfältigen Aktionen am und rund um den Tag zu
beteiligen. Zwischen 15.00-18.00 werden Aktionen der Grünen Jugend, des
Frauenforums, der ver.di Frauen, des Anatolischen Kulturzentrums, des DGB und
der DGB-Jugend, von FEMSTARS, von Schöner Leben sowie von den
Austellungsmach*erinnen von Movements of Migration in der Fußgängerzone (Höhe
Barfüßerstr.) laufen. Für einen Feminismus mit vielen Gesichtern!
Abends ab 23:00 werden wir gemeinsam auf der frauenlesbentrans-Party im
Kabale tanzen und feiern, kommt alle!
Das Wochenende steht weiterhin im Zeichen des Feminismus und der Anliegen von
Frauen*:
Am 9.3. veranstaltet das Anatolische Kulturzentrum ab 19:00 im Haus der
Kulturen (Hagenweg 2)Vorträge sowie ein Kulturprogramm zum Thema „Frauen im
Krieg“
Am 10.3. heißt der AK Bewegungsgeschichte von FEMSTARS alle frauenlesbentrans
im Kabale von 15:00 -17:00 herzlich zu einem „Perlentaucherin*nenworkshop“
willkommen, wo gemeinsam in Dokumenten lokaler feministischer
Bewegungsgeschichte aus vier Jahrzehnten gestöbert wird. Eigenes Material ist
gern gesehen.
Der folgende Aufruf wird von AK Bewegungsgeschichte femstars, schöner leben,
grüne jugend, DGB und DGB-jugend getragen:
Seit über 100 Jahren gehen Frauen* und Femin*istinnen am internationalen
Frauenkampftag auf die Straßen, um ihre Rechte einzufordern. Der
Internationale Frauenkampftag hat eine lange Tradition. Er wurde initiiert
von der Kommunistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin (1857-1933) und fand
das erste Mal am 19. März 1911 statt. Millionen von Frauen* in Europa und den
USA beteiligten sich damals. Später wurde der 8. März als internationaler
Frauenkampftag festgelegt, um damit an einen wichtigen Streik von
Textilarbeit*erinnen in Russland zu erinnern, der sich zur Revolution
ausweitete und damit den Sturz des Zaren einleitete.
Die Aktivistin*nen forderten damals:
* das Wahl- und Stimmrecht für Frauen*
* das Recht, sich politisch zu betätigen und organisieren
* bessere Arbeitsschutzgesetze
* Mutter- und Kinderschutzgesetze
* den Achtstundentag
* gleichen Lohn für gleiche Arbeit
* das Recht auf existenzsichernde Erwerbsarbeit
* die Einführung von Mindestlöhnen
* und sie setzten sich gegen Krieg ein
Was davon heute selbstverständlich erscheint, ist Frauen* und Feministin*nen
nie geschenkt worden, sondern wurde von ihnen politisch erkämpft. Einige
dieser Forderungen von damals sind (leider) immer noch nicht eingelöst.
Andere, wie die nach einem freien Leben ohne Gewalt, sind vor allem seit der
Frauenbewegung der 70iger und 80iger verstärkt hinzugekommen.
Deswegen protestieren auch wir 2013 weiterhin gegen bestehende Privilegien
von Männern* in allen Lebensbereichen, gegen patriarchale Gewalt und
Sexismus! Gründe fürs Kämpfen gibt es genug!
Sexismus ist Alltag!
Nach der Veröffentlichung des übergriffigen Verhaltens eines Politikers
gegenüber einer Journalistin ist das Thema Sexismus derzeit auf der medialen
Tagesordnung. Die Programmiererin Lena Schimmel veröffentlichte auf ihrem
Blog (http://lenaschimmel.de/wordpress/), dass auf Twitter in kurzer Zeit
fast 40.000 Frauen* unter dem hashtag #aufschrei von ihren Alltagserfahrungen
mit übergriffigem Verhalten, blöden Sprüchen und sexualisierter Gewalt
berichteten. Nicht nur diese zahllosen Beispiele zeigen: Im gewaltförmigen
Alltag geht es um Macht von Tätern, die sich überlegen und wichtig fühlen
wollen. Dafür scheuen sie nicht, Frauen* mit Worten, Blicken und Handlungen
eine untergeordnete Position zuzuweisen. Wir sprechen von sexualisierter
Gewalt, weil es um Gewalt und um Macht geht und sexuelle Ausdrucksformen als
Machtmittel eingesetzt werden.
Allen, die sich aktuell durch das Medieninteresse gestärkt fühlen, ihre
Erfahrungen mit sexistischen Übergriffen zu thematisieren, gilt unser
Respekt. Sexismus ist tatsächlich kein neues Phänomen. Bereits vor zehn
Jahren wurden in einer umfangreichen Studie des Bundesfamilienministeriums
deutschlandweit über 10.000 Frauen* nach ihren Erfahrungen befragt: Mehr als
die Hälfte der befragten Frauen gab an, schon einmal sexuell belästigt worden
zu sein, fast jede Zweite hatte schon einmal sexuelle oder körperliche Gewalt
erlitten. Die Täter sind den Betroffenen meist bekannt. Jede vierte Frau* hat
sogar Gewalt durch einen (Ex)Partn*erin erlebt. Auch bei Gewalt in
Paarbeziehungen geht es meistens um Machtausübung und Kontrolle, nicht um
einen Konflikt. (BMFSFJ: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von
Frauen in Deutschland, 2004)
Jetzt bist du dran, das zu ändern, Sexist!
Es ist nicht an uns, unser Verhalten zu verändern, um vor sexueller
Belästigung sicher zu sein. Es ist zwar sinnvoll, wenn frau* sich mit Worten,
coolen Sprüchen, Fäusten oder auch Gegenständen als Waffen wehren kann. Aber:
Wir wollen uns nicht dauernd gegen übergriffiges Verhalten wehren müssen. Wir
wollen nicht immer auf der Hut sein. Wir wollen uns nicht ständig zu
irgendeiner sexistischen Kackscheiße verhalten müssen.
Sag mir dein Geschlecht und ich sag dir …
Sexismus ist kein schlechtes Benehmen einzelner Idioten mit mangelndem
Selbstbewusstsein. Sexismus hat System.
Sexismus hat mit der herrschenden Gesellschaftsordnung zu tun, die Macht,
Geld, Anerkennung und Teilhabechancen zwischen Männern* und Frauen* höchst
ungleich verteilt. Diese Ungleichheiten gehen einher mit Rollenerwartungen
und Verhaltensnormen. Die zweigeschlechtliche gesellschaftliche Ordnung legt
uns nahe, dass und wie wir uns ausschließlich als „Männer“ oder „Frauen“
wahrnehmen, wie wir denken und fühlen, wen und wie wir lieben sollen, welche
Interessen wir entwickeln, was wir zu tun und zu lassen haben, was uns
zusteht oder auch nicht. Diese Muster rechtfertigen und bestärken bestehende
Ungleichheiten und Diskriminierungen, z.B. in der Arbeitswelt:
… wo es an Wertschätzung und Anerkennung fehlt!
2/3 aller gesellschaftlich anfallenden Arbeit (Erwerbsarbeit und Haus- und
Sorgearbeit) erledigen Frauen*, sie erhalten aber nur 10 % aller Einnahmen.
Nur 1% des globalen Gesamtvermögens gehört Frauen*. Frauen* verdienen auch in
Deutschland nach wie vor im Durchschnitt 23 % weniger Stundenlohn als
Männer*. Weil sie andere Arbeiten übernehmen als Männer* und weil diese
Arbeiten wenig wertgeschätzt, entweder unbezahlt oder schlecht bezahlt sind.
Typische „Frauenberufe“ z.B. im Bereich Reinigung, Gastronomie, Pflege sind
extrem schlecht bezahlt. Doch selbst wenn Frauen* mit gleicher Qualifikation
einer vergleichbaren Arbeit nachgehen, verdienen sie noch 8 % weniger als
ihre männlichen Kollegen. Die Folgen der unterbezahlten bezahlten Arbeit und
unbezahlten Haus- und Sorgearbeit bekommen Frauen* im Rentenalter zu spüren.
Die durchschnittliche Rente von Frauen beträgt 950 Euro weniger als die der
Männer*.
Obwohl immer mehr Frauen* außer Haus arbeiten, sind sie weiterhin diejenigen,
die sich um Haushalt, Kinder und Kranke kümmern. Statistiken zeigen, dass
Männer* sich trotz gestiegener Erwerbsbeteiligung von Frauen* nicht stärker
an diesen unbezahlten Arbeiten beteiligen als noch vor 25 Jahren. Um also
ihre Erwerbsarbeit mit Haus- und Betreuungsarbeiten in Einklang bringen zu
können, arbeiten Frauen* meist in Teilzeit oder in so genannten Minijobs –
häufig im Niedriglohnbereich.
Geschlecht und die entsprechenden Rollenerwartungen bilden also nach wie vor
eine zentrale Hierarchiestruktur, die über unsere gesellschaftliche Position
entscheidet. Es gibt auch noch viele andere Macht- und
Ressourcenungleichheiten, z.B. zwischen Arbeitgeb*erinnen und
Arbeitnehm*erinnen, zwischen Manag*erinnen und Reinigungskräften, zwischen
heterosexuellem Kleinfamilienideal (Mann*, Frau*, Kind) und homo-,
transsexuellen sowie vielen anderen Lebensweisen. Und zwischen Menschen ohne
und mit Rassismuserfahrungen.
… wo Rassismus doppelt zuschlägt!
Die Lebens- und Erwerbssituation für Migrantin*nen und geflüchtete Frauen*
ist in Deutschland schwieriger, da rassistische Strukturen ihre
Ausgangssituation mitbestimmen. Ob bei Ausbildungsplatzsuche, beruflicher
Karriere, oder Perspektivenentfaltung müssen sie mit Hindernissen, sowohl
durch eine rassistische Arbeitsmarktpolitik als auch durch rassistische
Zuschreibungen, rechnen und diese mit deutlichem Mehraufwand bewältigen.
Frauen* mit Migrationsgeschichte müssen unter Beachtung ihrer Aufenthalts-
und Arbeitserlaubnis um Anerkennung ihrer Kompetenzen kämpfen. Selbst wenn
sie in diesem Land geboren sind, werden sie auf Schritt und Tritt
abqualifiziert, ihre Talente und Zukunftswünsche in Frage gestellt; in
hochqualifizierten Ausbildungsberufen müssen sie sich ständig rechtfertigen,
dass sie so weit gekommen sind – oder sie werden zu Vorzeigeobjekten
stilisiert.
Als Flüchtende haben Frauen* – wenn sie überhaupt arbeiten dürfen -,
ungeachtet ihrer bisherigen Kompetenzen und Abschlüsse, oft keine andere Wahl
als in nicht regulierten, unterbezahlten Reinigungs- oder Pflegesektoren zu
arbeiten. Deutsche Frauen* ohne Rassismuserfahrungen profitieren von dieser
Entlastung bei ihrer Karriereplanung. Die Ausbeutung wird damit an andere
Frauen* weitergegeben, das System bleibt erhalten, die „Schwesternschaft“
zeigt hier ihre Grenzen!
Der Alltag und die Auseinandersetzungen von Frauen* mit und ohne
Rassismuserfahrungen und aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen sind
unterschiedlich und vielgestaltig. Wir wollen deshalb einen Feminismus, der
verschiedene Anliegen verschiedener Frauen* ernst nimmt.
Für einen Feminismus mit vielen Gesichtern!
So schnell die mediale Sexismus-Debatte verflogen ist, so schnell wird auch
der 8. März vorbei sein. Für unsere Kämpfe wollen wir das nicht! Wir brauchen
viele kämpferische, solidarische feministische Praxen, um den sexistischen
Alltag zu durchbrechen und patriarchale Strukturen zu überwinden. Bis es
soweit ist, dürfen die Kämpfe von Clara Zetkin, Rosa Luxemburg, May Ayim und
all den anderen Frauen* nicht vergessen werden, gerade eben weil sie noch
immer aktuell und akut sind.
Schluss mit der Bescheidenheit! Wehrt euch gegen sexistische Gewalt,
Rassismus, Ausbeutung und Unterdrückung! Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Schluss mit Minijobs und Niedriglöhnen! Kapitalismus und Krieg abwickeln!
Gleiche Rechte für Flüchtlende und MigrantInn*en! Keine Diskriminierung auf
Grund sexueller Orientierung! Raus auf die Straße: Jeder Tag ist 8. März!

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