Demoaufruf von FemKo ´n´ friends
„Neither your beauty, nor your beast“ – „Wider den patriarchalen Blick!“
Lebendig sein bedeutet vielfältig sein. Wir feiern diese Vielfalt, verkörpern sie und zeigen das auch in der Öffentlichkeit.
Wir entscheiden selbst, was wir mit unserem Körper tun oder lassen: Ob wir abtreiben oder nicht, oder ob wir uns die Beine rasieren, ob und wie wir uns schminken, ob wir eine Diät durchhalten wollen oder nicht, ob wir uns in Form bringen wollen, nur um unsere Arbeitskraft besser verkaufen zu können…
Wir sind im Rollstuhl unterwegs, hinken, tragen Brillen und benutzen Krücken. Und wir haben keine Lust, dass wir durch fehlende Fahrstühle, zu enge Gänge, Kopfsteinpflaster, etc. in unserer Bewegungsfreiheit behindert werden.
Wir sind angeblich zu fett, zu dürr, zu behaart, zu groß oder zu klein. Und wir sehen nicht ein, dass wir deswegen weniger begehrenswert sein sollen und die schlechteren Jobs abbekommen, mal ganz abgesehen von der Zumutung überhaupt lohnarbeiten zu müssen.
Wir entsprechen nicht der gesellschaftlichen Körpernorm von schlank, jung, fit, gesund, Weiß, eindeutig Mann oder Frau und heterosexuell.
Und das ist auch gut so.
Wir wehren uns gegen den patriarchalen Blick auf unsere Körper. Der hat viele Gesichter.
Er kommentiert oder belächelt unser Aussehen, er ist abfällig, mitleidig und aufdringlich. Er packt uns in Schubladen, die wir uns nicht aussuchen können, er verweigert uns Zugänge zu Jobs, Bildung, Wohnungen, Anerkennung, Liebe und Sex. Er erklärt uns für krank oder pervers. Manchmal kommt er sogar in der Form vermeintlicher Komplimente daher, à la „Du hast aber abgenommen“.
Er begegnet uns in den Kleidergrößen bei H&M, wenn uns keine einzige Hose passt, in der Drogerie, wo wir hautfarbene Pflaster kaufen und feststellen müssen, dass sie alle rosafarben sind, im Krankenhaus, wo wir erniedrigenden oder unnötigen Behandlungen und Diagnosen ausgesetzt werden, in den Medien, wo Menschen wie wir entweder gar nicht abgebildet sind oder als lächerliche Freaks auftauchen und im warenförmigen Kapitalismus, in dem wir gesund, fit, attraktiv, appetitlich und leistungsstark zu sein haben und in romantischen Zweierbeziehungen, in denen das Gleiche gilt.
Wir verweigern uns diesen menschen- und lebensfeindlichen Blicken: Wir sind weder eure Schönen noch eure Biester. Wir sind uns selbst genug.
Wir laden dazu ein, phantasievoll und lautstark für ein selbstbewusstes, angstfreies Leben zu demonstrieren.
Die Demo steht in der Tradition des Frauenkampftages am 8. März, dessen 100jährigen Geburtstag wir dort zusammen feiern wollen.
Ihr könnt uns auch bei der Demovorbereitung helfen. Wir sind an euren Erfahrungen, sich gegen patriarchale Blicke zu wehren, interessiert. Diese würden wir gerne als Ergänzung zu den Redebeiträgen während der Demo vorlesen. Falls euch also Episoden/Anekdoten/Ereignisse einfallen, in denen ihr dem Patriarchat ein kleines Schnippchen schlagen konntet oder es sich selbst ad absurdum geführt hat, schreibt es auf und schmeißt es entweder in den FemKo-Briefkasten im Buchladen oder schickt es an femo_demo@web.de
„Neither your beauty nor your beast. Wider den patriarchalen Blick“
Sa, 13.03.2010, Beginn: 13.00Uhr, Gänseliesl
Anschließend Soliküche im Juzi!