Grenzenlos feministisch kämpfen!

Wir hatten einen wundervollen Frauen*kampftag mit euch! Und da vielleicht doch einige Redebeiträge in der Fülle der Inhalte und Aktionen untergegangen sind kommt jetzt nochmal unser Redebeitrag zum nachlesen:
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Wir sind heute anlässlich des Frauenkampftages hier um gegen Antifeminismus laut zu sein. Antifeministische Positionen sind weit verbreitet und bilden einen Anknüpfungspunkt für konservative bis extrem rechte Strömungen. Ein Beispiel von vielen sind Organisationen christlich fundamentalistischer Gruppierungen, die sich als AbtreibungsgegenerInnen oder als VerteidigerInnen der heterosexuellen Kleinfamilie mit homosexuellen- und frauenfeindlichen Forderungen Öffentlichkeit verschaffen. Die Verbindung von antifeministischen Positionen mit nationalistischen und rassistischen Vorstellungen wird besonders an den Pegida Protesten und deren Ablegern deutlich. Und auch die Parteiprogramme der AfD oder (neo-)faschistischer Parteien knüpfen nahtlos an antifeministische Argumentationen an, die sich mit einem rassistischen und nationalisitischen Weltbild verknüpfen.
Mit der Nennung von weiteren Beispielen oder Gruppierungen könnten wir sicherlich endlos fortfahren – doch darum soll es hier und heute nicht gehen. Wir wollen anhand von fast täglich hörbaren antifeministischen Standpunkten aufzeigen, dass Antifeminismus patriarchale sowie rassistische Herrschaft stützt und auf allen Ebenen bekämpft werden muss.
Zu den am weitesten verbreiteten Behauptungen gehört die Aussage: „Mensch, was wollt ihr Frauen denn noch, ihr seid doch schon gleichberechtigt“. In diesem Sinne werden Kampagnen ins Leben gerufen, die sich vehement gegen Gender Mainstreaming richten und vielmehr auf eine Stärkung von Männern abzielen, da heutzutage Männer benachteiligt gegenüber Frauen seien. Fakten wie die anhaltend niedrigere Bezahlung von Frauen gegenüber ihren männlichen Kollegen, die sich meist noch einmal für diejenigen verringert, die keinen deutschen Pass besitzen, werden komplett verschwiegen.
Wir haben genug von einer geschlechtsspezifischen und hierarchischen Arbeitsteilung, mit der eine unterschiedliche Bewertung von Arbeit einhergeht und stellen uns gegen die kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse, die ein selbstbestimmtes Leben verhindern!
AntifeministInnen warnen vor einem vermeintlichen „Genderismus“, der die angeblich naturgegebenen Unterschiede zwischen Männern und Frauen verneint. Denn AntifeministInnen wollen an starren, biologistisch begründeten Rollenzuschreibungen für auschließlich zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau, festhalten. Dies geht meist mit einer Abwertung von Weiblibchkeiten einher und hat die Aufrechterhaltung männlicher Privilegien zum Ziel.Männer werden so zu logisch denkenden und äußerst belastbaren Menschen gemacht während Frauen gut im sozialen Bereich und im Haushalt aufgehoben seien. Dass dieser Irrglaube der Realität von Trans* und Inter* genauso widerspricht wie kilostemmenden Pflegerinnen und sozialen Erziehern, wird auch hier einfach ignoriert.
Wir stellen das Konzept der angeblich naturgegebenen Zweigeschlechtlichkeit radikal in Frage und lehnen ein System ab, das uns mit seinen Denkweisen und Normen einschränken und reglementieren soll!
AntifeministInnen machen im Bereich sexualisierter Gewalt Täter zu Opfern. So verbreiten sie die Lüge, eine Frau habe die Macht, willkürlich Männer der sexualisierten Gewalt zu beschuldigen und damit deren Leben zu ruinieren. Dass jede vierte Frau in Deutschland in ihrem Leben Beziehungsgewalt erfährt oder noch konkreter ca. 10 Mio. Frauen* bleibt dabei unberücksichtigt. Deshalb machen wir es an dieser Stelle noch einmal deutlich: Sexualisierte Gewalt ist ein Verbrechen und Tätern darf kein Raum gegeben werden!
Unter dem Deckmantel der Redefreiheit werden sexistische, rassistische und nationalistische Äußerungen und Weltbilder reproduziert.
In diesem Sinne wird mit „das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen“ eine angeblich von FeministInnen und MigrantInnen bedrohte Mehrheitsgesellschaft stabilisiert.
Sie inszenieren sich als selbsternannte TabubrecherInnen und sprechen von der „Gender-Ideologie“ als „neuer Weltanschauung“ oder von der „Islamisierung“ als „Bedrohung für Europa“, die die Normen und Werte unserer Gesellschaft zerstören würden. Zum Schutze vor einem angeblichen Werteverfall berufen sie sich auf die weiße, heterosexuelle und patriarchal organisierte Kleinfamilie. Denn nur sie könne die guten deutschen Werte und Tugenden erhalten.
Aber: Eine Redefreiheit, die zu rassistischer und sexistischer Unterdrückung zum Erhalt der eigenen Vorteile aufhetzt, ist kein Tabubruch, sondern Gewalt!
Diesem Bullshit setzen wir einen solidarischen, emanzipatorischen Feminismus entgegen!
In der Tradition des Frauenkampftages wollen wir feministische Kämpfe zusammenführen . Für uns bedeutet Feminismus nicht bei Frauenquoten Halt zu machen. Es geht um einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der verschiedene unterdrückende Herrschaftsverhältnisse mitdenkt und diese angreift. Patriarchale Strukturen sind mit kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen genauso verwoben wie mit rassistischen und nationalisitschen. Feminismus muss mehr sein als ein Lippenbekenntnis. Theorien in eine Praxis umzusetzen und das eigene Handeln zu reflektieren sind für uns in allen Lebensbereichen grundlegender Bestandteil einer feministischen Haltung. Für den Umgang mit antifeministischen Positionen a la Pegida oder AfD könnte das heißen sich nicht damit abspeisen zu lassen, dass wir angeblich schon längst alle gleichberechtigt seien. Sich nicht von irgendjemanden sagen zu lassen, was natürlich weiblich und natürlich männlich ist. Den Mund aufzumachen gegen sexualisierte Gewalt. Oder den angeblichen Tabubruch konsequent zu kritisieren.
Wir reihen uns ein in einen langen Kampf feministischer Bewegungen und Initiativen für ein selbsbestimmtes und besseres Leben frei von starren Geschlechternormen, (Hetero-)Sexismus, sexistischer und rassistischer Gewalt sowie nationalistischen Grenzpolitiken. Solidarisch, kritisch und offensiv wollen wir unterschiedliche feminitische Perpektiven zusammendenken und gemeinsam gegen die bestehenden Herrschaftsverhätnisse kämpfen!
Tretet ein für ein selbstbestimmtes Leben aller Menschen frei von Diskriminierung und Gewalt, schließt euch zusammen, um euch gegen das alltäglich Unerträgliche zur Wehr zu setzen!
Lasst uns gemeinsam für einen grenzenlosen Feminismus auf die Straße gehen! Jeden Tag ein 8.März!

  1. At this Day, the international women’s day. We send our solidarity to the struggles of women in exile, their friends and all the other feminists out there. Today we are demonstrating against antifeminism, rascism, homo- and trans*phobia.
    Antifeminist positions are widely spread in our society. They are the common ground of different movements, from conservative to extreme right. One example among many are Organisations of fundamentalist Christians, who turn against abortion and express homophobic and sexist attitudes. Movements like pegida or parties like the AfD use antifeminist statements are closely linked to racist and nationalistic positions.
    Antifeminism supports patriarchal and racist doininance. We want to show that with some examples we hear on a daily basis:
    A very common statement is: „What else do you want?! Women are already completely liberated and emancipated today!“ So they just ignore facts like the pay gap between women and men which becomes even worse if the woman doesn’t have an european passport. We are fed up with the gender-specific and hierarchic division of labour and oppose the capitalist exploitation that prevents us from living self-determined lives!
    Antifeminists rely on rigid, biologistically constructed perceptions of gender for exclusively two genders; male and female. Usually this comes along with a devaluation of femininities while maintaining male privileges. This contradicts the reality of Trans* and Inter* and everybody who doesn’t fit into this scheme.
    We challenge the concept of an allegedly inherent gender dualism and we refuse a system that restricts us with its norms!
    Concerning sexualised violence, Antifeminists victimise perpetrators. They spread the lie that a women has the power to arbitrarily accuse men of sexualised violence just to ruin that poor mans life. Fact is that every fourth woman in germany experiences domestic violence.
    Sexualized violence is a crime! No space for perpetrators!
    Under the guise of free speech Antifeminists reproduce sexist, racist and nationalistic attitudes. They claim to speak the truth where no one else dares because of social taboos. According to them the German society is threatened by feminists and their ‚gender-ideology‘, by migrants in general and islamisation in particular. To prevent a so-called degeneration of values they rely on the white, straight nuclear family that is structured by patriarchy to preserve old german traditions and values.
    But freedom of speech that is used to maintain racist and sexist oppression is not breaking a taboo – it is violence.
    We fight against all the bullshit mentioned above with emancipatory feminism and solidarity!
    For us feminism doesn’t stop at a women’s quota. It is about a broad social critisism that defies patriarchal, capitalistic, racist and nationalistic discrimination and exploitation. Therefore it’s important to transfer theories into practice and to reflect our own actions in all aspect of life.
    We join the continuing fight of different feminist movements and organisations for a self-determined and better life; a life without rigid gender norms, withouthomophobia, sexist and racist violence as well as nationalistic border regimes.
    Let’s fight for feminism together! Everyday an International Women’s Day!

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